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II. Warum sich Menschen das Leben nehmen

 

1. Es ist sinnvoll, zwischen Anlass und Ursache zu unterscheiden:

Anlässe bzw. Auslöser sind oft Ereignisse, die unmittelbar vor der Suizidhandlung passieren und den Betreffenden in eine Krise stürzen:
Versagenserlebnisse in Studium oder Beruf, Liebeskummer, Enttäuschung in einer Freundschaft und ähnliches.
Es wäre aber zu kurz gedacht, sich mit einem Anlass als Erklärung zu begnügen oder sich mit dem Motiv, das der Betroffene nennt, zufrieden zu geben.

Ursachen reichen in der Regel weit in die persönliche Lebensgeschichte zurück, sie können in sozialer Isolation, körperlicher Krankheit oder psychischer Beeinträchtigung liegen. Sie sind dem Betroffenen vielleicht gar nicht bewusst und können oft nur mit Hilfe eines Fachmannes erfahrbar werden.
 

2. Subjektiv erleben die Gefährdeten, dass sie:

  • keine Freude mehr am Leben haben
  • anderen nicht länger zur Last fallen wollen
  • sich vereinsamt oder überflüssig fühlen
  • sich aus einem unerträglichen Schuldgefühl selbst bestrafen wollen
  • sich im Tod nach Ruhe und Geborgenheit sehnen, nach dem Ende aller Anstrengungen, Schmerzen und Leiden
  • damit einen Appell setzen, der vom verzweifelten Hilferuf bis zum Denkzettel, den man damit verpassen will, gehen kann.

 

3. Dabei sind nicht alle Betroffenen gleich gefährdet, einen Selbstmord zu begehen.

Österreichs bekanntester Fachmann für Suizidverhütung, Prof. Sonneck, unterscheidet deutlich einige Gruppen mit besonders hoher Suizidrate, die im Ausmaß der Gefährdung in folgende Reihenfolge zu bringen sind:

  • Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängige (vgl. Sucht)
  • Personen, die durch eine Suizidankündigung und
  • solche, die durch einen Suizidversuch aufgefallen sind.